Nachdem ich das letzte Wochenende mit 28 Stunden Wandern im Nationalpark ohne Problem überstanden hatte, wollte ich dieses Wochenende auch wieder etwas unternehmen. Im Hinblick auf die Höhen von Argentinien wollte ich eigentlich über 2500m Höhe gehen. Da ich aber gleichzeitig wieder einmal Pikett hatte und nicht wieder das gleiche Debakel wie am Muttsee erleben wollte, musste eine Strecke mit gutem Handy-Empfang und “Abbruchmöglichkeiten” her.

Das Rennen machte schlussendlich der “Vordere Glärnisch”, den ich schon länger in der “ToDo”-Liste hatte. Schnell rauf und runter, tönt easy und geht bestimmt nur einen halben Tag. Soviel zur Theorie. Ich entschloss mich für einen Aufstieg auf der Südseite, die zwar nicht Teil des offiziellen Schweizer Wandernetzes ist, aber doch im “SAC Alpinwandern – Ostschweiz” beschrieben ist. Der Abstieg sollte dann über den ausgeschilderten alpinen Wanderweg stattfinden.

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Ich parkierte das Auto am Bahnhof in Glarus und machte mich um 06:30 los. Bis ich dann beim richtigen Aufstieg angekommen war, war die Sonne in den Bergen schon aufgegangen.

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Hier sehe ich schon mein Ziel. Bis dort sind es aber noch rund 1800 Höhenmeter. 1800?? Huch! Erst jetzt wurde mir klar, dass das vielleich doch nicht ganz die “Easy” Tour war.

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Die lokale Fauna war sich ziemlich unklar, was sie von diesem morgendlichen Störfried halten sollte. Man einigte sich schlussendlich auf unentschieden und jeder ging seines Weges.

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Zuerst ging es in kurzem Zickzack steil empor. Dadurch gewann man schnell an Höhe.

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Nachdem die Waldgrenze überschritten war, führte der Weg über “Stock und Stein”. Man musste immer Ausschau halten um nicht von der Route abzukommen. Mal waren es “Steinmännli”, mal kaum sichtbare “Weiss-Rote” Wegzeichen die den Weg anzeigten. Mir gefällt das sehr gut. So kann man nicht einfach hirnlos auf irgendeiner Autobahn daher trotten sondern muss immer wieder nach den Weg suchen. Irgendwann war ich so glücklich, dass ich die Fortsetzung des Weges gefunden hatte, dass ich prompt wenig später den richtigen Weg verliess und einfach gerade aus weiter hinauf stieg. So gelangte ich an eine Wand, die nur mit Klettern zu überwinden wäre(roter Weg im folgenden Bild). Da aber im SAC Führer stand: “Muss man irgendwo richtig klettern, liegt man sicher falsch”, war ich also bestimmt falsch.

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Ich genoss deshalb die Aussicht, beschloss nun zu frühstücken und die Wandergruppe, die hinter mir aufstieg, vorbeiziehen zu lassen. Diese war offensichtlich Ortskundig und konnte mir so den richtigen Weg zeigen. Der richtige Weg um das Felsenband zu überwinden ist grün eingezeichnet und führt wie so oft über einen Weg, der von unten eigentlich als nicht begehbar aussieht.

Hier sieht man einen Teil der Glärnisch-Gruppe

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Und hier ist die alte Tante ebenfalls über dem Glärnisch, die Ju-52.

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Nach dem Frühstück folgte ich der Wandergruppe über den “unpassierbaren Weg”. Gar nicht so wild, wenn man dann einmal drin ist.

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Während des weiteren Aufstieges konnte man auch schon den Gipfel des “Vorderen Glärnisch” sehen. Wie soll ich da je hinkommen?
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Die Wandergruppe hatte Leute jeden Alters dabei und war deshalb wohl nicht sonderlich schnell unterwegs. Ich machte deshalb viele Fotos um etwa gleich schnell zu sein, da ein Überholen in diesem Gelände sehr mühsam gewesen wäre.

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Es ging an ein paar Stellen ein wenig in die Tiefe, aber schwierig war der Aufstieg nie. In der Zwischenzeit waren leichte Wolken aufgezogen, sodass der Himmel nicht mehr blau war.

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Rechts der “Vordere Glärnisch”, links andere Gipfel vom Glärnisch und irgendwie musste ich auf den Grad kommen. Die Wandergruppe ist schon etwas weiter in der Bildmitte.
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Mir gefallen diese Lasagne-Style Zeichnungen der Felsen sehr. Ich könnte davon 100 Bilder machen. Hier belasse ich es aber aus Rücksicht auf andere nur bei einem

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Ich hatte nun wieder einmal zu der Wandergruppe aufgeschlossen. Sie waren aber offensichtlich festgefahren, da der Weg weiter nicht mehr möglich war.

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Jetzt erinnerte ich mich wieder an die Wegbeschreibung im Wanderführer: “Man muss vor dem Grad wieder etwas absteigen und dann quer traversieren”. Haha, die “ortskundige” Wandergruppe hatte sich verstiegen. Da durch den losen Fels immer wieder Steine runterfielen, entschloss ich mich für eine schnelle Umkehr. Somit war ich nun wieder der erste im Aufstieg und machte mich gleich an die Traversierung. Grün eingezeichnet ist der richtige Weg. Sobald man im Weg drin ist, sieht man immer nie nächsten Markierungen.

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Und hier noch der Blick zurück mit dem begangenen Weg.

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Der restliche Weg bis zum Gipfel stellte keine zusätzlichen Herausforderungen. Oben war der Panorama-Blick eindrücklich. Glärnischgruppe – Klöntalersee und dann Glarus.

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Blick nach Glarus, 1800m tiefer. Es soll ja auch eine direkte Route hier rauf geben. Die spar ich mir aber definitiv fürs über-über-nächste Mal auf … 😉

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Blick zurück über den Grad, auf dem ich raufgestiegen bin.

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Leider habe ich keinen Servelat zum Braten dabei. Holz hat es nämlich hier. Ok, der Wind war auch zu stark, aber das ist ein Detail.

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Und noch ein Bild, hier im Abstieg.

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Der Abstieg war, wie schon erwähnt, auf einem blau-weiss-blauen Alpin Wanderweg. Diese haben in der Regel Ketten oder Seile, wenn es irgendwo etwas steil wird. Wie hier zum Beispiel.

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Als kleine Verlängerung zur Tour gab es noch eine Zusatzschlaufe zur Alp Irgendwas. Der Weg sah aus der Ferne, wie üblich, deutlich gefährlicher aus.

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Es war eigentlich schon fast einen vierspurige Autobahn mit Pannenstreifen … Wenig später produzierte ich den dritten “Verlaufer “auf dieser Tour. Ich war an einer Alphütte vorbeigewandert und hatte die Abzweigung ins Tal verpasst. Bis ich es merkte war ich schon bestimmt einen Kilometer weiter in eine Sackgasse gewandert … Nun gut, umkehren und zurückwandern. Deshalb das Sprichwort von dieser Tour: Aller guten “Verlaufer” sind drei.

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Auf dem Weg nach Unten kam ich noch am “Herzwald” vorbei.

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Bevor ich dann den Vorderen Glärnisch mit blauem Himmel von unten bewundern konnte.

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Der Rest der Wanderung ist schnell erzählt. Die 1:45h nach Glarus legte ich rennend in 50 Minuten zurück.

Die Wanderung, speziell der Aufstieg, haben mir sehr gut gefallen. Speziell die Misch-Wälder fangen jetzt an, sich zu färben. Da muss ich unbedingt vor Argentinien nochmals unterwegs.