2015 stand ganz im Zeichen von Astrofotos. Zugegebenermassen ist das “leicht” übertrieben. Aber ich habe schon lange nicht mehr so viele Fotos vom Nachthimmel gemacht wie in diesem Jahr.

Eigentlich wurde mein schlummerndes Interesse schon vor zwei Jahren auf der Reise nach Argentinien geweckt. Dafür hatte ich eigens einen “Barn-Door” Tracker gebaut, der die Rotation der Erde ausgleicht und so längere Belichtungen zulässt. Die Faustregel für nicht nachgeführte Aufnahmen ist nämlich 500/Brennweite = maximale Belichtungszeit. Wenn man also mit einem 24mm Objektiv fotografiert, kann man maximal 20 Sekunden belichten. Leider entpuppte sich das Vorhaben mit dem Barn-Door Tracker als Reinfall. Nicht weil das Ding nicht lief, sondern weil auf der Reise am frühen Abend immer sehr starker Wind herrschte und dem Super-Light-Travel-Marco-Spezial-Barn-Door Tracker doch arg zusetzte. Lange Rede kurzer Sinn, es gab deshalb auf der Reise keine nachgeführten Astro-Bilder. Ich musste mich also an die 500er Regel halten. Dass damit aber durchaus auch schöne Bilder gemacht werden können, zeigt das folgende. Wir haben auf einem Salzsee mit Zelten übernachtet.

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Eigentlich wollte ich danach mit dem Barn-Door Tracker in der Schweiz noch weitere Versuche starten, aber irgendwie kam es im 2014 nie dazu. Blieben also noch die Reisen. Da versuchte ich mich jedes Mal, leider mit gemischtem Erfolg.  Aber der Ausrüstung kann es bestimmt nicht liegen, fällt diese Ausrede also einmal weg.

Da wäre da einmal der Wochenend-Ausflug nach Neuseeland. Wochenendausflug nach Neuseeland, huch? Halb so wild, von Melbourne aus alles kein Problem. Das folgende Bild zeigt ein Nachtpanorama von Lake Tekapo. Es wäre ja ganz nett, wenn da nicht dieser Störefried am linken Bild wäre … Aber da ich mir nicht den Zeitpunkt für den Ausflug aussuchen konnte, macht man eben das beste aus der Situation.

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Das Panorama ist aus 6 einzelnen Fotos zusammen gesetzt, die jeweils 15 Sekunden bei 2500 ISO und Blende 5 mit dem 15mm Distagon belichtet wurden. Wieso ich Blende 5 verwendet habe, kann ich jetzt nicht mehr sagen. Die Blende macht man bei Astro-Aufnahmen zu, um mögliche Bildfehler zu unterdrücken, aber das Distagon ist so gut, dass es da eigentlich nicht braucht. Die Bilder sind im Original wegen des Mondes eigentlich nicht zu gebrauchen, aber mit “etwas” Bildbearbeitung kann man die Situation doch verbessern. Links sieht man das original Bild und rechts der Ausschnitt aus dem Panorama nach der Bearbeitung.

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Das nächste Mal versuchte ich mich mit Astro-Fotografie auf unserer Reise nach Südafrika als wir in Namibia waren. Rate mal? Der verdammte Mond machte mir wieder ein Strich durch die Rechnung. Es war nie wirklich dunkel. Am liebsten würde ich den Mond auf eine 10000 Jahre dauernde Umlaufbahn um Pluto verbannen oder an Jupiter auslehnen. Auf einen Mond mehr kommt es dort auch nicht mehr an.

Mindestens sieht man auf dem folgenden Bild links die zwei Magellanschen Wolken. Das dass ein ungewohntes Bild ist liegt daran, dass die zwei Wolken von der Schweiz aus nicht beobachtbar sind. Es sind übrigens nicht “Wolken” sondern zwei Mini-Galaxien in nur rund 200000 Lichtjahren Entfernung, also in unserer Nachbarschaft astronomisch betrachtet. Auf der rechten Seite sieht dämmert es schon über dem Boulder Camp in Wolwedans. Ich habe das Sternbild “Kreuz des Südens” eingezeichnet. Es zeigt in die Richtung des Südlichen Pols, gleich wie der Grosse Wagen. Australien und Neuseeland haben dieses Sternbild übrigens in ihrem Wappen.

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Das muss doch noch besser gehen? Richtig, man muss es nur richtig planen! So zeigt das folgende Bild zeigt das Sternbild “Petronas Towers” umringt von rötliche leuchtenden Wolken … Smiley 

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Ermutigt vom Erfolg beim Fotografieren der “Petronas Towers” machte ich mich im Mai 2015 für einen Kurzausflug nach Wolwedans auf, mit dem Ziel, endlich einmal vernünftige Astro-Fotos zu machen (und auch zu Relaxen). Wie man auf dem folgenden Bild sieht, habe ich zwar das Biest noch angetroffen. Es war aber noch in einem harmlosen Stadion. Aber Achtung, die Abnehmend/Zunehmend-Mond-Regel gilt in Namibia nicht! Da auf der Südlichen Halbkugel alles auf dem Kopf steht, muss man die Regel auch umdrehen. Der Mond auf dem folgenden Bild, eigentlich im A-Stadium,  ist zunehmend, ein Wolf im Schafspelz!

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Das folgende Bild zeigt die Milchstrasse in ihren ganzen Pracht über meinem Zelt. Es ist wieder ein Panorama, das ich wieder mit dem 15mm Distagon geschossen habe, aber dieses mal mit Blende 2.8 und 4000 ISO. Damit man das Zelt etwas besser sieht, habe ich noch ein zusätzliches Bild gemacht und meine Stirnlampe als “Studio”-Leuchte eingesetzt.

Wolwedans Dune Camp

Jetzt war die Zeit da, den Barn-Door Tracker wirklich zu testen. Der entscheidende Punkt bei dieser Apparatur ist, dass man die Rotationsachse parallel zur Erdachse ausrichtet. Dann kann man mir nur einer Schwenkbewegung die Rotation der Erde ausgleichen. Das ganze lässt sich natürlich nicht so genau wie ein richtiges Teleskop-Mount ausrichten. Und man kann auch nicht einen möglichen Fehler im laufenden Betrieb korrigieren. Aber es ermöglicht deutlich längere Belichtungszeiten, ohne dass die Sterne zu Streifen werden. Das folgende Bild Zeit das sehr eindrücklich.  Es zeigt den Trifid Nebel auf der linken Seite und den viel grösseren Lagoon Nebel rechts. Das Bild wurde mit einem 300mm Objektiv bei Blende 2.8  für 35 Sekunden belichtet. ISO war auf 1250 eingestellt.  Ohne Nachführung wäre gemäss der 500er Regel bei dieser Brennweite eigentlich nur ein Belichtungszeit von 1.5 Sekunden möglich. Cool, nicht?

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Ein paar Monate später habe ich eine kleine Ferienwohnung in einem Teil der Schweiz, der relativ dunkel ist. Das heisst, jetzt wird es wirklich ernst. Die Ausreden gehen mir langsam aus, denn nun kann ich auch endlich “schweres” Gerät einsetzten. Die lästigen Gewichtsbegrenzungen der Flüge entfallen. Das heisst aber nicht, dass es einfacher wird … (tönt doch gut als letzte Ausrede?) …

In der Zwischenzeit habe ich auch meine alte Canon 5D Mark II für Astrofotografie umbauen lassen. Dabei werden die Filter vor dem Sensor ersetzt, wodurch die Kamera eine deutlich besser Rot-Empfindlichkeit bekommt und die häufig im Rot-Bereich leuchtenden Nebel besser erfassen kann.

Zuerst gibt es aber noch zwei Bilder, die von einem normalen Stativ aus aufgenommen wurden: Hütte mit Milchstrasse auf der linken Seite (15mm/2.8/15s/ISO3200 mit 5DIIa) und der Bristen auf der rechten (15mm/2.8/33s/ISO3200 mit 5DIIa) .

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Genug des Geplänkels, jetzt gibt es nur noch Vollgas!

Zuerst habe ich mir die einfach zu findende Andromeda-Galaxie vorgeknüpft. Dank der Nachführung kann ich mit dem 300mm Objektiv sogar 60 Sekunden belichten und bekomme immer noch ganz runde Sterne. Um das Signal-zu-Rausch Verhältnis zu verbessern werden heute die Astro-Bilder eigentlich immer “gestackt”, d.h. man nimmt das gleiche Objekt viele Male auf und legt dann alle Bilder übereinander. Dadurch mittelt sich das Rauschen aus und man bekommt ein deutlich besseres Resultat im Vergleiche zum Einzelbild. Ausserdem werden Bilder mit den gleiche Einstellung aber bei geschlossenem Objektiv aufgenommen und in die Berechnungen einbezogen. Dadurch wird das systembedingte Rauschen des Kamera-Sensors berücksichtigt. Die beiden folgenden Bilder zeigen schön, was das bringt. Auf der rechten Seite ist ein Ausschnitt der Andromeda-Galaxie von einem Originalbild zu sehen (300mm/2.8/60s/ISO1600 mit Canon 5DIIa). Rechts der gleiche Ausschnitt des fertigen Bildes. Es ist aus 20 Light Frames (belichtete Bilder), 10 Dark Frames (dunkel belichtete Bilder) und 10 Bias Frames (Kamera Auslese-Rauschen) entstanden. Dass die beiden Bilder leicht anders kalibriert sind ist hier irrelevant. Es geht und die Bilddetails, die deutlich besser auf der rechten Seite sind. Da man die Darkframes bei gleichem Kamera-Setup, speziell auch bei gleicher Temperatur, machen muss, dauert eine solche Aufnahme doch etwas an Zeit: 20 x 1 Minute + 10 x 1 Minute = 30 Minuten.

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Genug der Technik, hier ist das finale Resultat: die Andromeda-Galaxie auch bekannt als M31 mit der Zwerggalaxie M110. Ich bin eigentlich sehr zufrieden damit. Es hat sicher noch Raum für Verbesserungen aber als erster Versuch kann man das Bild stehen lassen. Wenn man sich etwas schlau macht über die Andromeda-Galaxie hört man Zahlen, die schwer zu verstehen sind. Die Galaxie ist 2.5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Es ist nicht etwa ein Wolke sondern sie besteht aus 1 Billion Sterne, der Durchmesser ist etwa 200000 Licht Jahre. Zum Vergleich, das Licht braucht von der Sonne zur Erde gerade einmal 8 Minuten oder bei Voyager 1, die schon seit knapp 40 Jahren unterwegs ist und auch die am weitesten entfernten Raumsonde ist, braucht das Licht gerade einmal 16 Stunden. Astronomisch betrachtet ist das alles gar nichts: Die Andromeda-Galaxie gehört wie auch unsere Milchstrasse zur “Lokalen Gruppe”, liegt also in unserer unmittelbaren Nachbarschaft …

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Als nächstes stand der bekannte “Pferdekopfnebel” auf meinem Beobachtungsprogramm. Und dieser ist mit einer Entfernung von nicht einmal 1500 Lichtjahren nun wirklich gerade um die Ecke.

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Ganz in der Nähe befindet sich auch der Orionnebel, den man auch mit dem blossen Auge als eine diffuse Region im Sternbild Orion erkennen kann. Das Bild auf der rechten Seite zeigt sowohl den Pferdekopf, also auch den Orionnebel.

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Zu guter letzte habe ich mich noch an einem Übersichtsbild um das Sternbild Orion versucht. Was viele nicht wissen ist die Tatsache, dass es im Sternbild Orion noch eine ganze Zahl von schwächeren Objekten gibt. Ein Versuch, diese aufzunehmen, zeigt zwar schon einige Details, scheitert aber schlussendlich am unserem alten Bekannten, dem Mond. 14 Tage warten, dann geht es weiter. Stay tuned … !

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2 Wochen später sieht es schon viel besser aus. Eigentlich war schlechtes Wetter. Um 22:00 klarte es dann aber plötzlich auf, sodass ist mich nochmals am Orion versuchen konnte.

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Und ein Detail davon.

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Einen habe ich noch, einen habe ich noch …

Ich habe ja noch eine klein Kompakt-Kamera, nichts Weltbewegendes, aber damit kann man ganz einfach eine Zeitraffer-Serie machen und dann auf dem PC zusammensetzen. Was rauskommt ist zum Beispiel ein Startrail Bild von den beiden Windgällen.

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